Augencamp in Bhurigaun, Westnepal, 20. – 22.02.2019

Chantal Bayard

Dies sollte keine Reise mehr für den 18-jährigen Bus unseres Partnerspitals werden. Er hat nach unzähligen Augencamps im ganzen Land seinen Dienst getan und muss ersetzt werden. So zieht das Team im gecharterten Bus von Kathmandu mit Sack und Pack los. Mit dabei Operationsmaterial inkl. Mobiliar und Stromgeneratoren. Zum 15-köpfigen Team gehört auch die Küchencrew, die fürs leibliche Wohl sorgt. Nach 1.5-tägiger Fahrt erreichen sie schliesslich Bhurigaun im Bardjia National Park ganz im Westen Nepals.

Im grossen Schulgelände der Region, wo gegen 1400 Kinder von der 1.-12.
Klasse unterrichtet werden, wurde ein Gebäude für das Augencamp freigeräumt. Hier entsteht in Kürze die provisorische Augenklinik.
Bei meiner Ankunft im Camp sind die beiden Ärzte bereits am Operieren. Jeder hat 2 OP-Tische, die im 90 Grad Winkel zueinander standen. So kann ohne grossen Zeitverlust ein Patient nach dem anderen behandelt werden. Im relativ kleinen Op befinden sich neben dem Team immer noch 6 Patienten. Zwischen dem eifrigen und doch ruhigen Arbeiten suche ich meinen Platz, um noch ein paar Schnappschüsse zu machen. Kein Stress, keine Hektik, routiniertes, effizientes Zusammenarbeiten und immer wieder aufmunternde und liebevolle Worte zu den zum Teil verängstigten Patienten.

Draussen stauen sich die geduldigen Patienten. Sie wurden vor einigen Tagen bereits von einem vorausgegangenen Team untersucht und den jeweiligen Operationstagen zugeordnet. Es gibt jedoch keine zeitlichen Termine. Sie kommen am besagten Tag und stellen sich dankbar in die Reihe. Irgendwann liegen sie dann zu viert auf einem Bett, wo sie die Narkosespritze bekommen.

Warten auf die Wirkung der Narkosespritze

Ältere Schüler und Schülerinnen unterstützen das Team in der Betreuung der Patienten. Das dampfende Sterilisiergerät läuft auf Hochtouren, Tücher am Laufmeter hängen draussen zum Trocknen. Am frühen Nachmittag erscheint die Küchencrew. Mittagspause. Herrlicher Duft aus den Kochtöpfen. Freudig verköstigt sich das Team. Und weiter geht’s. Tagesbilanz 115 Operationen.

Am nächsten Morgen erscheinen alle Patienten zur Nachkontrolle. Das ist jeweils ein berührender Moment. Endlich die Augenklappe weg!

Momente der Sprachlosigkeit. Ich laufe durch die Reihen und werde beschenkt mit dankbaren Blicken und Berührungen. Die Patienten werden über Hygienemassnahmen instruiert, erhalten Augentropfen und eine Sonnenbrille.

Nun mischen sich auch die Angehörigen dazu und die Nachuntersuchung wird zu einem Freudenfest. Da werde ich gerufen für ein Foto mit der Mutter, hier schaut sich ein älteres Ehepaar strahlend an, der Enkel wird vom Grossvater auf den Arm genommen…. Grosse Freude und Dankbarkeit macht sich auch bei mir breit. Ich danke auch ihnen allen für ihre grossherzigen Spenden, ohne die das engagierte Tilganga Team hier nicht arbeiten könnten. In 2.5 Tagen haben hier 310 Menschen ihr Augenlicht wieder zurückbekommen! Was für ein Geschenk!